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Medienbildung und digital-vernetzte Fotografie

Sommersemester 2020
Prof. Dr. Stefan Iske

Ein Web-Projekt von
Robert Heendorf | Miles Mieske | Christian Rößler

Inhalt

Einleitung

Bilder sind 2020 allgegenwärtig. Diese Allgegenwärtigkeit wurde ihnen, berechtigterweise, bereits 20 Jahre zuvor zugeschrieben. Im Gegensatz zu den 1990er und 2000er Jahren bezieht sich dies heute jedoch nicht mehr nur auf den Konsum von visuellen Werken, sondern auf deren Produktion. Mit der weitreichenden Adoption von Smartphones wurde das “Bildermachen” demokratisiert, und Bilder wurden zu einem Kommunikationsmittel. Die Einleitung dieses Web-Projektes führt in das Phänomen der Bildproteste ein.

Gegenstand

Bildproteste sind bei genauerer Betrachtung komplexer als ihr Name suggerieren mag. Wie sich Bildproteste als wissenschaftlicher Gegenstand abgrenzen lassen, wird hier behandelt.

Kontext

Kontext spielt im Rahmen von Bildprotesten eine besondere Rolle. Dieses Thema wird in diesem Abschnitt behandelt.

Slacktivism

“Aller Protest wird digital.” Die Angst vor diesem Slacktivism genannten Phänomen wird hier näher beleuchtet. 

Protestkultur

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Protestkultur? Einige Beispiele von Protestbewegungen und deren Nutzung digitaler Technologien werden in diesem Abschnitt diskutiert.

Bildikonen

Bildikonen stellen nach Schankweiler (2019) eine spezifisches Genre von Bildprotesten. Einige Beispiele werden hier gezeigt.

Literatur und Quellen
Abschlussbemerkung
 

Ein
leitung

  • enormer Bedeutungszuwachs von Bildern durch die Digitalisierung
  • einfacher und variabler als jemals zuvor herstellbar
  • so schnell wie nie verbreitet >> Bilderflut
  • zusätzliche Funktionen erhalten
    >> Bilder als Kommunikationsmittel

Einleitung

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gesellten sich neuartige Formen der Kommunikation und Vernetzung zu den bereits bestehenden hinzu. Auf digitalen Plattformen kann direkt oder indirekt mit anderen Personen kommuniziert werden, ohne dabei Rücksicht auf Ort und Zeit der Interagierenden nehmen zu müssen. Diese digitalen Formen der Kommunikation besitzen spezifische Kriterien, die unter dem Begriff einer “platformed sociality” (Gerling et al. 2018, S.45) zusammengefasst werden können. Als neuartige Erscheinung zeichnen sich diese Kommunikationsprozesse durch eine untrennbare Vermischung sozialer Interaktion, technischer Möglichkeiten und Vernetzung aus (ebd.). Hierbei gibt es viele Anknüpfungspunkte für wissenschaftliche Untersuchungen und bereits ein ganzes Kompendium an wissenschaftlichen Beiträgen (z.B. Seyfert, Roberge 2017; Stiegler, Breitenbach, Zorbach 2015; Miller 2011; Reckwitz 2017). In diesen Beiträgen wird das gesellschaftliche Phänomen einer neuen digitalen Kultur erkannt und in wissenschaftliche Kontexte eingebettet. Da sich diese Thematik als vielschichtig, komplex und umfangreich herausstellt, wird sich hier auf ein Teilphänomen dieser neuen Kultur konzentriert. In den Blick genommen wird politischer Aktivismus innerhalb und durch Soziale Netzwerke, insbesondere liegt der Fokus auf Bildprotesten. 

Das inzwischen selbstverständlich gewordene Betrachten von Fotos auf einem Display unterscheidet sich stark von der Praxis von vor 20 Jahren. Die Art, wie uns Fotos erreichen, hat sich erheblich gewandelt. Aber auch die Art, wie wir Fotos verteilen, hat sich gewandelt. In Sozialen Netzwerken werden Bilder hochgeladen, “geliked”, kommentiert und geteilt. Soziale Netzwerke ermöglichen ihren Nutzern ein sofortiges Zur-Verfügung-Stellen digitaler Inhalte für eine breite Masse unabhängig von Raum und Zeit. Bilder bleiben digital erhalten, sogar Suchmaschinen entwickeln mithilfe maschinellen Lernens “Keywords”, um Bilder zu kategorisieren und schneller auffindbar zu machen. Dieser Wandel ist ein Wandel von kulturellen Praktiken. Wandeln sich diese, so verändert sich auch die Kultur, in der sie stattfinden. Legt man den Fokus auf politischen Aktivismus, stellt sich die Frage, welche neuartigen Formen des Protestes durch diese digital-vernetzte Kommunikationskultur genutzt werden, wie sie sich zu kulturellen Praktiken institutionalisieren, welche Bedeutung sie für die politische Öffentlichkeit haben und ob sie auf andere kulturelle Ebenen übergreifen können. Gibt es eine neuartige, digitale Form von Protestkultur?

“Erstmals können sich Menschen mit Bildern genauso selbstverständlich austauschen wie mit gesprochener oder geschriebener Sprache. Der schon vor Jahren proklamierte ‘Iconic Turn’ ist Realität geworden.”

Vorwort von Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich (Schankweiler 2019, S. 4)

Gegen
stand

“…muss man im Zeitalter der Sozialen Medien doch konstatieren, dass sich die Wanderung der Bilder im Netz, ihr appellativer Charakter, die emotionale Wirkung relativ losgelöst von jenen Personen entfalten, die die Bilder einst gepostet haben. Bilder sind insofern mächtig, als sie zu zentralen Knotenpunkten in einem potenziell globalen Netzwerk von Beziehungen werden. Deshalb brauchen wir im digitalen Zeitalter ein neues Verständnis von aktuellen Protestformen als Bildproteste.”

Schankweiler 2019, S. 14

Nach Schankweiler (2019) lassen sich verschiedene Arten bzw. Genres von Bildprotesten unterscheiden:

Aufrufe

Es kann sich um ein Selfie (Selbstporträt) oder (Fremd-) Porträt des Aufrufenden selbst verbunden mit einem politischen Aufruf, bspw. in Form eines hochgehaltenen beschrifteten Zettels oder Plakates, handeln oder um ein Bild nur des Aufrufs selbst. Aufrufe sind gezielt, d. h. ihre Anfertigung bzw. Aufnahme geschieht zum Zweck der Verbreitung der in ihnen enthaltenen Nachricht.

Abbildungen von Protesten

Hierbei handelt es sich um das Festhalten von Protesten, z. B. durch Aufnahme mit einer Kamera als Einzelbild oder Video, durch einen Dritten. Es handelt sich zunächst einmal um die Dokumentation einer real – und analog – stattfindenden Protestaktion oder Demonstration, die Bilder geben also Faktizität wider. Als solche “Dokumentation” können diese nun für verschiedenste Zwecke genutzt werden. Werden sie politisiert, also z. B. im Kontext eines Aufrufes zu Gegenprotesten genutzt, dann werden sie zu einem Bildprotest. Sie entstehen somit durch Kontextualisierung und Agency. Ihre Wirkung gründet sich auf ihrer spezifischen Form von Zeugenschaft (vgl. Schankweiler 2009, S. 21).

Symbolbilder

Bildikonen sind Abbildungen von Geschehnissen, die eine Bedeutung jenseits des konkret in ihnen Dargestellten erhalten haben. Es handelt sich sozusagen um “Symbolbilder”. Sie erhalten ihre Signifikanz ebenfalls durch das Bezeugen des Faktischen. Darüber hinaus basiert ihre Symbolkraft im Fall von Fotografien auf dem Einfrieren eines entscheidenden historischen Moments. Auch Grafiken und Abbildungen anderer Art können zu Bildikonen werden. Dabei ist ihnen gemein, dass es sich nie um Bewegtbilder handelt. Bildikonen stellen eine Konzentration und Komplexitätsreduktion von Geschehnissen oder gesellschaftlich relevanten Themen auf ein einzelnes Bild dar, denn nur ein einzelnes Bild kann zu einem Symbol stilisiert werden. Durch die kulturelle Praxis der Verteilung, egal ob über Magazine, TV oder das Internet, wird es einer breiten Masse an Menschen zugänglich und erreicht einen hohen Wiedererkennungseffekt. In der Folge wird eine Bildikone nachgestellt oder “reinszeniert”.

Aufrufe

Abbildungen von Protesten

Symbolbilder

Bildproteste nach der Art der Inhalte bzw. Motive zu kategorisieren, greift allerdings zu kurz, denn sie zeichnen sich in erster Linie durch eine spezifische Nutzungsweise von Bildern aus. Dabei hat sich durch die Digitalisierung die Bandbreite an nutzbaren Bilderzeugnissen wie auch die Autorenschaft massiv vergrößert. Zwar haben sich, wie bspw. auch beim Genre Selfie verschiedene (Sub-) Genres ausgebildet, grundsätzlich kann aber jedes Bild, ob bewegt oder statisch, durch seine Nutzugn im Kontext eines politisch-gesellschaftlichen Zieles zum Bildprotest werden. Auf diese Bilder werden dann die vor allem im Kontext Sozialer Netzwerke typischen Handlungen vollzogen, wie z. B. “liken”, weiterleiten, kommentieren, sich aneignen, bearbeiten uvm. (vgl. Schankweiler 2009, S. 21).

Videoproteste: ein Beispiel

Ein Beispiel für einen “Bewegtbild”-Protest zeigt der folgende Abschnitt. Am 17. April 2018 ereignete sich in Berlin  die sogenannte “Gürtelattacke”. 

In dem Film wird ein junger Mann mit Kippa von einem anderen jungen
Mann auf Arabisch als »dreckiger Jude« beschimpft und mit
einem Gürtel geschlagen. Ersterer war mit einem Freund
im Stadtteil Prenzlauer Berg unterwegs.

Das 47 Sekunden lange Video wurde vom Angegriffenen selbst aufgenommen, da er sein Mobiltelefon gerade in der Hand hielt.

“Die Intensität dieses Videos speist sich vor allem aus der Tatsache, dass die Kamerabilder das Erleben des Angriffs aus der Perspektive des Opfers wiedergeben. Sie resultiert in einer direkten Identifikation […] – es sind affizierte Bilder, die wiederum die Betrachter*innen des Videos affizieren” (Schankweiler 2019, S. 33).

“Angriff in Berlin: Kippa tragender Israeli wird mit Gürtel attackiert”

Quelle: faz

Zum Protestvideo wurde die Aufnahme nicht durch ihren Inhalt, sondern durch die Handlungen, die danach mit ihr vollzogen wurden. Es wurde zuerst vom Opfer in eine geschlossene Facebook-Gruppe »Israelis in Berlin« hochgeladen, “einer Gruppe also, von deren Solidarität er ausgehen konnte” (Schankweiler 2019, S. 33). Ein Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Berlin machte es, nach vorheriger Rücksprache, öffentlich.

Die Reaktion darauf war das millionenfach Anklicken und damit mutmaßlich Anschauen des Videos, was wiederum eine Debatte in verschiedenen Medien auslöste. Es führte u. a. zu Aktionen unter dem Motto »Berlin trägt Kippa«, bei der Juden wie Nicht-Juden mit Kippa auf der Straße zusammenfanden, um ihre Solidarität zu bekunden. Die Veröffentlichung und damit Zugänglichmachung für ein weltweites Publikum des Videos führte also zu realen, “analogen” Handlungen.

Kontext

hashtag

/ˈhɛʃtɛk/ oder /ˈhæʃtæɡ/

noun INFORMAL

A hashtag, introduced by the number sign, or hash symbol, #, is a type of metadata tag used on social networks such as Twitter and Instagram and other microblogging services. It lets users apply dynamic, user-generated tagging that helps other users easily find messages with a specific theme or content.

Quelle: Wikipedia

Das obige Beispiel verdeutlicht die Signifikanz von Tagging. Das erste Bild, ein Screenshot eines Instagram-Posts, zeigt eine junge türkische Frau, die ein Schild in die Kamera hält, auf dem sie zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft. Das zweite Bild zeigt den gleichen Post, allerdings sind auf dem Screenshot die “mentions” (siehe unten) zu sehen. Rechts in der Post-Beschreibung sind jeweils die verwedenten Hashtags zu sehen.

Ein Hashtag [ˈhɛʃtɛk] oder [ˈhæʃtæɡ][1] (Neutrum[2], zusammengesetzt aus englisch hash für das Schriftzeichen Doppelkreuz [„#“] und englisch tag für Markierung) ist ein mit Doppelkreuz versehenes Schlagwort, das dazu dient, Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar zu machen.

Eine andere Form der Verschlagwortung (engl. tagging) in Sozialen Netzwerken ist das Nutzen des @-Zeichens im Zusammenhang mit Accountnamen. Hierbei handelt es sich nicht um einen Hashtag, da kein Doppelkreuz (engl. “hash”) zum Einsatz kommt. Der Begriff “Attag” ist nicht gebräuchlich. Stattdessen wird im Allgemeinen von mentions (Erwähnungen) oder replies (Antworten) geprochen. Dieses Feature wurde von Twitter 2008 eingeführt, nachdem die Nutzung des @-Zeichens weite Verbreitung fand. Diese spezifische Nutzungsweise ist seit Ende 2006 belegbar.

Insbesondere in Sozialen Netzwerken wie Instagram, in denen Bilder die eigentlichen Informationsträger sind, bildet das Tagging, neben dem (gegenseitigen) Folgen spezifischer Accounts, die Grundlage für die Vernetzung, die eben namensgebend für diese Online-Plattformen ist. Dabei werden über Hashtags Bilder und Videos mit Themen verknüpft, die wiederum mit anderen Bildern durch dortiges “Taggen” in Beziehung stehen. Es entstehen Bildernetzwerke. Dies bildet die technische Grundlage dessen, was Schenkweiler Bilderschwärme nennt, wobei sie sich dem Thema nicht technisch, sondern semantisch nähert, indem sie auf sogenannte Bildformeln rekurriert (vgl. Schenkweiler 2019, S. 60). Eine weitere Form der Vernetzung entsteht durch die vorgenannten mentions oder replies, indem statt auf Themen auf Nutzer (-konten) verlinkt wird.

Die folgende Galerie zeigt zwölf aktuelle Bilder auf Instagram, die mit dem Hashtag (“Schlagwort”) #fridaysforfuture markiert wurden. Die Bilder werden fortlaufend aktualisiert. 

Wie oben gezeigt wurde, ergibt sich auf Sozialen Plattformen, die wie Instagram ihren Schwerpunkt auf das Visuelle legen, eine gerichtete Bildintention oftmals aus einer Kombination von Bild und Text. Ohne das Element Text – ob als Teil des Bildes selbst oder als eine Form von Textunterschrift – kann kein Modus der Bestimmtheit erreicht werden. Dieser ist aber, wie zuvor gezeigt wurde, notwendig, da Bildproteste in der Mehrzahl ein politisches Anliegen verfolgen. Sie vertreten einen “Cause”, möchten eine “Message” vermitteln. Aus dieser Perspektive ist einem Bildprotest, ob in statischer oder der Form eines Bewegtbildes, Tentativität abträglich. Allerdings bedeutet dies nicht, dass keine Bildproteste im Modus der Tentativität existieren.

Beachtenswert an dieser Stelle ist, dass Hashtags keine geschützten Begriffe sind. Unter dem Hashtag #fridaysforfuture kann also grundsätzlich ein Foto jeden Inhaltes erscheinen. In dem hier gezeigten Feed mischen sich also auch immer wieder Postings, deren Inhalte nichts mit der Protestbewegung “Fridays for Future” zu tun haben, in der vornehmlich junge Menschen im Schulalter freitags während der Schulzeit gegen den Klimawandel demonstrieren. So kommt es vor, dass die Popularität des Hashtags #fridaysforfuture opportunistisch genutzt wird, um Ziele zu verfolgen, die keinen Bezug zum Theme Klimaschutz haben, z. B. von Unternehmen zum Zweck der Werbung, oder gar den entgegengesetzten Zweck verfolgen.

Instagram-Feed für Hashtag #fridaysforfuture

Digitalisierung führt bekanntlich zu einer Kompression von Zeit und Raum. Dies führt zu einer Geschwindigkeitssteigerung in der Kommunikation im Alltag und erhöhter Flexibilität bzw. Mobilität. Während die letzten beiden Aspekte oft in Bezug auf die Individuen untersucht werden, trifft dies ebenso auf Bilder im Kontext sozialer Medien zu, denn genau dieser Kontext ist äußerst flexibel und “fluide”.

Sehr anschaulich lässt sich dies an der Protestbewegung Black Lives Matter belegen. Diese nutzt ausgiebig den Hashtag #BlackLivesMatter oder auch #blm. Während der Proteste wurden diese Hashtags genutzt, um Aktionen, teilweise in Echtzeit, online sichtbar zu machen. Im Andenken an die Ermordung des schwarzen US-Bürgers George Floyd wurde von verschiedenen Musik-Labels ein Gedenktag propagiert, der Blackout Tuesday mit dem dazugehörigen Hashtag #BlackoutTuesday. Dazu wurde ein schwarzes Quadrat (das Standardbildformat auf Instagram) mit dem dazugehörigen Hashtag gepostet, um Solidarität mit dem Getöteten und der Bewegung zu bekunden.

Dabei lassen sich zwei Beobachtungen machen: Zum einen ist das Motiv des schwarzen Quadrats so unspezifisch, dass es seine Bedeutung erst im Kontext, also z. B. durch Hashtags, erlangt. Es könnte sich ebenso gut um einen Protest gegen den Klimawandel handeln. Zum anderen führte das Posten dieses Motives auf Instagram in Kombination mit den beiden Hashtags #BlackoutTuesday und #BlackLivesMatter dazu, dass die Sichtbarkeit der tatsächlich zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Proteste sank, da nun unter dem Schlagwort #BlackLivesMatter Bilder schwarzer Quadrate erschienen. Insofern Instagram als Plattform für (Echtzeit-) Informationen zu den Protesten oder als Motivation zur Teilnahme an diesen genutzt wurde, war diese Funktion durch die Doppelbelegung von Schlagworten nun zeitweilig gemindert, der analoge Protest litt also mutmaßlich unter den digitalen Solidaritätsbekundungen. Dies ist eine Sorge, die u.a. unter dem Begriff des Slacktivism diskutiert wird.

Slack
tivism

slacktivism

/ˈslaktɪvɪz(ə)m/

noun INFORMAL

Slacktivism (a portmanteau of slacker and activism) is a pejorative term for the practice of supporting a political or social cause by means such as social media or online petitions, characterized as involving very little effort or commitment.

Quelle: Wikipedia

Miles 1/8

Unter dem Begriff Slacktivism werden politische Handlungen im Netz subsumiert, die im Gegensatz zu ihren analogen Verwandten einfach und bequem mit wenigen Mausklicks von Zuhause aus realisiert werden können, jedoch – so wird im folgenden behauptet – keinen realweltlichen Effekt erzielen würden. Es gibt aber auch andere Perspektiven auf politische Online-Partizipation, die aufwendigere und effektivere Formen, sogenannte Produsages als politischen Online-Aktivimus begreifen. Zu diesen Produsages gesellen sich Formen des  “micro-activism”, kommunikative Akte des Verbreitens von politischen Inhalten und der gleichzeitigen Positionierung der eigenen Online-Identität. An dem Beispiel “Kony 2012” wird gezeigt werden, dass Online-Aktivismus wenig Gemeinsamkeiten mit klassischen Protestformen der physischen Welt besitzt. Online-Aktivismus ersetzt analoge Protestformen also nicht. Vielmehr stellt sich heraus, dass Online-Aktivismus eine neuartige und eigenen Form von politischem Aktivismus ist und den Logiken Sozialer Netzwerke folgt.

Miles 2/8

Das digitale Zeitalter ist davon geprägt, dass sich Menschen auf digitalen Plattformen vernetzen und über diese miteinander kommunizieren. Auf digitalen Kommunikationsplattformen wie den Sozialen Netzwerken (z.B. Facebook oder Instagram) können sich Personen über Personenprofile selbst darstellen und Inhalte direkt oder indirekt an andere Personen übermitteln. Die Lebensrealität der Nutzerinnen und Nutzer dieser Dienste ist also geprägt durch einen sozialen und informationellen Austausch über und mithilfe von digitalen Kommunikationskanälen. Das bedeutet auch, dass die lebensweltlich relevanten Themen und daraus resultierende Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer auf diesen Plattformen repräsentiert sind. Sind Nutzer*innen beispielsweise politisch aktiv, indem sie sich an einer öffentlichen Bewegung beteiligen, lässt sich dies in vielen Fällen auch über ihre digitalen Personenprofile nachverfolgen (vgl. Iske 2016). Aber nicht nur das: Es finden sich auch spezifische Formen des (vermeintlichen) politischen Engagements, die sich ausschließlich und innerhalb der Logiken der Sozialen Netzwerke abspielen. Diese Formen des Online-Aktivismus zeigen sich beispielsweise im Teilen von Beiträgen, die sich klar zu politischen Themen positionieren, oder auch durch die Positionierung der User*innen innerhalb eines Diskurs in Form von spezifischer Selbstinszenierung.

Die politische Dimension solcher Handlungen ist in der Wissenschaft nicht unumstritten. Im Jahre 2009 erscheint der Begriff Slacktivism (Morozov 2009), um diese digitalen Phänomene zu beschreiben. Das Kofferwort setzt sich zusammen aus den Begriffen slacker (Faulenzer) und activism (Aktivismus) und wird von Morozov definiert als: “political activities that have no impact on real-life political outcomes, but only serve to increase the feel-good factor of the participants” (Morozov 2009). Dieser stark negativ konnotierte Begriff soll also ein Phänomen beschreiben, bei dem Menschen das Gefühl haben, sich politisch zu beteiligen, indem sie bestimmte Online-Aktivitäten vollziehen, sich dabei aber weder Mühe machen müssen, noch irgend einen echten politischen Effekt erzielen. Als neuartige Form von politischem Aktivismus erscheint eine Online-Partizipation in Form von Slacktivism als problematisch, da man einer Illusion der Beteiligung aufläuft. Befürchtungen am Anfang des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts formulierten sich in folgenden zwei Punkten: 

  1. Online-Aktivismus sei weniger effektiv als Offline-Aktivismus.
  2. Online-Aktivismus ersetzte Offline-Aktivismus (Christensen 2011).

Miles 3/8

Bildproteste, wie sie sich auf den Sozialen Plattformen zeigen, haben definitiv eine politische Dimension, da sie auf gesellschaftliche Diskurse bezug nehmen und in vielen Fällen dazu Stellung beziehen. Aber lässt sich hierbei von Slacktivism reden? Haben die technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre dazu geführt, dass Menschen anstatt an Demonstrationen teilzunehmen oder ähnlichen politischen Aktivitäten der analogen Welt nachzugehen, die Möglichkeit des Online-Aktivismus nutzen? Als Konsequenz könnte sich daraus ergeben, dass es anstatt politischen Bewegungen dann nur noch singularisierte Online-Profile gäbe, die zwar eine vermeintliche politische Positionierung repräsentieren, aber lediglich eine leere Hülle der Selbstinszenierung ohne jegliche politische Auswirkung sind.

Natürlich gibt es auch zehn Jahre nach der Diskussion über Slacktivism noch analoge Demonstrationen und politischen Offline-Aktivismus. Zunächst soll allerdings geprüft werden, welche Potenziale zur politischen Beteiligung im Internet eigentlich tatsächlich vorhanden sind, um so die Unterstellung eines allgemeinen Slacktivism im Internet zu entkräften oder zu bestätigen.

Miles 4/8

Formen der politischen Online-Partizipation

Eine positivere Perspektive auf den Bedeutungshorizont von Online-Aktivismus bietet Baringhorst. Sie begreift “Protestkulturen als komplexe Medienkulturen” (Baringhorst 2014, S. 96) und sieht eine Vermischung von Online- und Offline-Aktivismus als treibende Kraft einer politischen Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Dem Internet und den dadurch zu Verfügung stehenden Netzwerk- und Kommunikationstechnologien komme eine Rolle in einem komplexen Gebilde politischer Beteiligung zu, sie seien aber nicht der alleinige Austragungsort (vgl. ebd., S.94). In einer Partizipationspyramide unterscheidet die Autorin (siehe Abbildung) politische Handlungen im Netz. Auf der untersten Stufe findet sich der bereits angesprochene, simple Slacktivism. In der Pyramide gibt es allerdings weitaus engagiertere und wirkungsvollere Formen der politischen Beteiligung im Netz. Die höchste Stufe, das “kreative Produsage”, ist von UserInnen und Usern geprägt, die “eigene Protestinitiativen schaffen, auf Weblogs oder in anderen alternativen Medien über protest- bzw. zivilgesellschaftlich relevante neue Phänomene schreiben, auf sozial-ökologischen Geschäftsideen basierende technologische Start-Ups gründen oder Video-Spiele mit protestrelevanten Inhalten entwickeln.” (ebd., S.106).

Abb.: Partizipationspyramide nach Baringhorst

Das Internet bietet nach Baringhorst also durchaus vielfältigen Handlungsspielraum bezüglich politischer Partizipation. Entscheidend sei hierbei allerdings nicht, dass alle Menschen Produsage betreiben sollten. Die Wirkmächtigkeit von virtuellen Kollektiven bestünde darin, dass jeder Mensch mit wenig Aufwand zu einer/m Prosumenten werden könne (vgl. ebd.). Dank der technischen Infrastruktur Sozialer Netzwerke entstehe durch kollektives “Prosumieren” mit wenig Aufwand eine Massenbewegung, die schnell in der Öffentlichkeit Beachtung finden könne.

Miles 5/8

Ausgangsbedingung ist dabei nicht der umstrittene Slacktivism, sondern das aktive Organisieren, Koordinieren und Aufrufen zur (Online-) Beteiligung.

Marchial (Marchial 2013) formuliert politische Beteiligung im Netz als “micro-activism” und bejaht damit eine potenzielle Wirkung von politisch motivierten Klicks auf Sozialen Medien. Mikro-Aktivismus sei allerdings nicht die deckungsgleiche digitale Variante analoger Mobilisierungspraktiken, sondern besitze eine eigene Logik, die sich vor allem durch performative Kommunikationsakte zur Erzeugung einer politischen Onlineidentiät auszeichne und den Logiken Sozialer Netzwerken folge (ebd.). Dennoch sei bei diesen Akten ein deutliches Moment politischer Partizipation erkennbar, indem zu relevanten Themen Stellung bezogen wird. Der Autor plädiert, dass der von Morozov eingeführte Begriff des Slacktivism den instrumentellen Aspekt von Realpolitik zu schwer gewichtet, um Online-Aktivismus als solchen erkennen zu können. Lege man den Fokus auf “politics as a mean making process” (ebd.), ließen sich breit gefächerte Formen von Mikro-Aktivismus mit klarem politischen Gehalt identifizieren.

Das Phänomen des politischen Online-Aktivismus steht also mitten in einem wissenschaftlichen Diskurs. Die Befürchtung, Slacktivism ersetze klassische Formen des Offline-Aktivismus konnte sich in der wissenschaftlichen Diskussion nicht behaupten. Es wird viel eher dafür argumentiert, den politischen Gehalt von Online-Partizipationen zu erkennen und zu verstehen. Online-Aktivismus kann (wie auch in der analogen Welt) verschiedene Grade der Intensität und des Engagements aufweisen und zwischen passiver und aktiver Teilnahme wechseln. Die angeführten Autor*innen argumentieren dafür, das politische Potenzial von Sozialen Medien zu erkennen und zu analysieren. Aufgrund der technischen Logik Sozialer Netzwerke können Produsage und Mikro-Aktivismus digitale Bewegungen erzeugen, die durchaus in der Lage sind, Einfluss auf die politische Öffentlichkeit zu nehmen. Es bleibt allerdings zunächst unbeantwortet, in welchem Verhältnis Online- und Offline-Aktivismus stehen, ob und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und welche Komplikationen dabei auftreten können. Das folgende Beispiel soll als Diskussionsgrundlage dieses Spannungsverhältnisses dienen. 

Miles 6/8

Übersetzung einer Online- in eine Offline-Bewegung am Beispiel “Kony 2012”

Im Jahre 2012 verbreitete sich ein Video mit dem Titel “Kony 2012” auf den zu der Zeit relevanten Social Media Plattformen (siehe dazu bspw. Wimmer 2012). Das Video erhielt innerhalb kurzer Zeit Millionen von Klicks und erhielt auch außerhalb der Sozialen Medien Aufmerksamkeit.

In dem emotional aufgeladenen, halbstündigen Video wird ein ugandischer Warlord namens Kony vorgestellt, der unter anderem Kinder verschleppt und sie zu Soldaten macht. Das Video stellt eine Forderung an die US-Regierung, ein Interventionskommando nach Zentralafrika zu entsenden und Kony aufzuhalten.

Neben starker Emotionalisierung und (vermeintlicher) Aufklärung enthält das Video vor allem konkrete Anleitungen zum Organisieren von Communities, die die Öffentlichkeit davon überzeugen sollen, den Warlord zu stoppen. Gegen finanzielles Investment erhält man ein Armband mit einem individuellen Code für eine Website und ein Protest-Kit in Form einer Box, gefüllt mit Stickern und Plakaten. Dieses Protest-Kit soll dann, so wie im Video erklärt, einen Monat später, am 20.04.2012, bei der Aktion “Cover The Night” zum Einsatz kommen. Hier sollen sich alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter weltweit in ihren Orten zusammenfinden und die jeweiligen Innenstädte über Nacht mit Plakaten und Stickern aus dem Protest-Kit bekleben.

Das Video wurde millionenfach geteilt und angesehen und erreichte über traditionelle Medien sogar Zielgruppen, die nicht im Internet vernetzt sind. Trotzdem erschien fast niemand zu dem Event, für welches das Video hauptsächlich wirbt. “The Guardian” berichtete zu der Zeit, dass fast nirgendwo auf der Welt Plakate und Sticker über Kony 2012 aufgetaucht seien. In Los Angeles seien an einem Treffpunkt gerade einmal drei Personen aufgetaucht.

Miles 7/8

Ein Twitter-Beitrag, auf den sich der Guardian bezieht, schreibt: “Kony is so last month.” Danach sei die Bewegung – vermutlich aus Scham – auf den Sozialen Plattformen ins Schweigen geraten und hätte sich nicht wieder aus der Versenkung erheben können.

Die Produktion des Videos “Kony 2012” kann als aufwendiges und politisch kraftvolles Produsage innerhalb von Sozialen Netzwerken bezeichnet werden. Es ist proaktiv, indem es um Verbreitung bittet, Anleitung zur Bildung einer politischen Gemeinschaft gibt und zu konkreten Formen des Protestes aufruft. Auf der Partizipationspyramide von Online-Beteiligung steht es ganz oben und ermöglicht Handlungspotenziale auf dem breiten Spektrum zwischen sharing als Form von Click- oder Slacktivism bin hin zur finanziellen Unterstützung und Teilnahme an Offline-Aktionen. Aber “Kony 2012” folgt den Logiken der Sozialen Medien und ist auch dafür konzipiert. Das Video ging viral und wurde von vielen Menschen gesehen, geteilt sowie diskutiert und erreichte damit das vorgesehene Ziel, große Aufmerksamkeit (und wahrscheinlich auch finanzielle Unterstützung) zu generieren.

Aufgrund der Schnelllebigkeit, Gleichzeitigkeit und Fülle an Informationen, die tagtäglich durch die Sozialen Medien wandern, konnte das Video allerdings nicht einen Monat lang aktuell bleiben, um dann mit voller Kraft “auf die Straße” übertragen zu werden. Zum Zeitpunkt von “Cover The Night” war das Video bereits ein Trend aus der Vergangenheit.

Da das Video dafür konzipiert war, in Sozialen Netzwerken verbreitet zu werden, besaß es keine Langfristigkeit. Auch ließ sich die Logik dieses viralen Videos nicht einfach so, wie von den Produzent*innen des Videos angedacht, in die analoge Welt übertragen. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass etwas, das für Soziale Medien geschaffen wurde und sich über die Logik von Sozialen Medien konstruiert, wenig Überschneidungen mit analogen Prozessen hat und in der physischen Welt nicht den gleichen Effekt erzielen kann. In der analogen Welt kann nicht auf Knopfdruck geteilt, problemlos und asynchron mit anderen Userinnen und Usern diskutiert werden.

Miles 8/8

In Sozialen Netzwerken erscheint das Teilen von “Kony 2012” als Form von politischem Mikro-Aktivismus mit gleichzeitiger performativer Herstellung einer spezifischen Online-Identität. In der analogen Welt existiert diese Handlung so nicht. Hier wird das Individuum zur Bildung einer politisch relevanten Gruppe teilweise anonymisiert. Es zählt nicht das digitale Personenprofil, sondern allein der Aktionismus. “Cover The Night” schlug fehl, weil es nicht “auf die Straße” transformiert werden konnte. Für diese Umwandlung fehlten der Bewegung die analogen Wurzeln.

Fazit

An diesem Beispiel wird deutlich, dass politischer Online-Aktivismus nicht, wie eingehens befürchtet, die neue Form von politischem Aktivismus ist, die die alte zu ersetzen droht. Vielmehr lässt sich erkennen, dass politischer Online-Aktivismus als neuartige und eigene Form zu anderen Formen der politischen Partizipation hinzukommt. Die Eigenschaften dieser neuen Formen folgen den technischen Möglichkeiten der digitalen Plattformen, auf denen sie stattfinden, und zeichnen sich vor allem durch breitflächige Kommunikation bei gleichzeitiger Performanz von Identität aus. Online- und Offline-Proteste können sich gegenseitig unterstützen und befeuern, dennoch funktionieren sie nach grundlegend verschiedenen Logiken, die nicht ohne Weiteres ineinander umgewandelt werden können.

Online-Aktivismus ist also im Gegensatz zur eingehenden Befürchtung durchaus eine Form der politischen Beteiligung. Es stellt sich allerdings heraus, dass es sich dabei um eine neue und von anderen Formen des Protestes abzugrenzende Erscheinung handelt. Online-Aktivismus folgt den Logiken der Sozialen Netzwerke und steht für Kommunikation und Identitätsperformanz im Netz und muss in der wissenschaftlichen Betrachtung als eigenständiges Phänomen abgegrenzt von und in Relation zu anderen Protestformen betrachtet werden.

Protest
kultur

Robert 1/4

„Die Verbreitung und Streuung fotografischer Bilder ist durch digitale Infrastrukturen nicht nur einfacher und unmittelbarer geworden, es sind auch veränderte Praktiken des Umgangs mit ihnen und neue Ästhetiken und Rezeptionsweisen entstanden“ (Gerling 2018, S. 9). Besonders in Hinblick auf politische Bewegungen werden Bilder und Videos zum Instrument der Dokumentation, des Widerstands, der Organisation, der Aufklärung und/oder der Solidarität.

Bilder werden zum Kommunikationsmittel und erlangen ungeahnte Dynamiken. „Mit Bildern […] lassen sich Protestbotschaften besonders prägnant und emotional formulieren und Geschehnisse scheinbar hautnah vermitteln“ (Schankweiler 2019, S. 55). Die Kamera wird zum Protestwerkzeug und zum Instrument, mit Hilfe dessen der eigenen Sicht auf die Geschehnisse Ausdruck verliehen werden soll.

Beispielhaft für die Schnelllebigkeit und für die Verbreitung digitaler Protestbeiträge steht heutzutage die sogenannte „Twitter-Revolution“, welche seit dem

Jahr 2009 um sich griff und den sogenannten „Arabischen Frühling“ maßgeblich untermauerte. “’Twitter revolution’ is distinguished from other forms of activism because of the means by which the activists communicate and aggregate through Twitter. It is an example of how social media facilitates communication among people globally in political revolutions. It challenges the traditional relationship between political authorities and popular, allowing the powerless to ‘collaborate, coordinate, and give voice to their concerns’” (Gladwell 2010).

%

Themen der populärsten Themen auf Twitter

98% Iran
2 % andere

Diagramm 1: Prozent der Links in der Woche von 15.06. – 19.06.2009
Quelle: PEJ New Media Index

Am Montag, den 15. Juni war das hier dargestellte Bild das am meisten verlinkte Bild auf Twitter. Es zeigt tausende Protestanten in Tehran. Das „Retweeten“ dieses Bildes, gefolgt von unterstützenden Kommentaren, vereinnahmte 98% aller zu dieser Zeit geteilten Themen.

Robert 2/4

Protestbewegungen bedienen sich inzwischen meist einer Kombination aus analogen und digitalen Medien. „Soziale Bewegungen haben sich stets für ihre Anliegen die technischen Möglichkeiten und Medien der Kommunikation ihrer jeweiligen Zeit zunutze gemacht“ (Schankweiler 2019, S. 57). Digitale und analoge Formen des Protests stehen also nicht nebeneinander, sie durchdringen einander.

Demonstrierende auf dem Tahrir-Platz in Kair, 2011

Exemplarisch für die Veränderung der Logik von Straßenprotesten verdeutlicht diese Fotografie die auf dem Tahrir-Platz in Kairo im Jahre 2011 entstanden ist. Bewaffnet mit Handys und Digital-Kameras begründeten die Protestanten, erstmals in vollem Umfang evident, eine neue Form des Bildaktivismus.

Die schiere Menge verdeutlicht die Signifikanz, welche sich heutzutage in digitalen Bildzeugnissen mit politischem Engagement zum Ausdruck bringt. Aber nicht nur die Menge, sondern auch die Organisation derartiger Bilderschwärme und den verbundenen Protestbewegungen sind Indizien für die Wichtigkeit der neuen Protestkulturen. Sie verwenden Bilder vorrangig zur Kommunikation und Dokumentation und lösen in der digitalen Welt Dynamiken aus, welche vor ihrer Zeit undenkbar waren ( vgl. Schankweiler 2019, S. 58 f.).

Bildikonen

Aus dieser Menge von Bildzeugnissen und Videoaufnahmen herauszustechen, gilt bis heute als etwas Besonderes. Bildikonen stehen seit ihrem Auftreten stellvertretend für unterschiedliche Bewegungen der Reform, Revolution und des Protestes. Ein prägnantes Ereignis welches die Entstehung einer Bildikone nach sich zog war der Auftritt eines Mannes auf dem Tiananmen-Platz in Peking 1989.

Robert 3/4

Foto “Tank Man”: Einen Tag nach dem blutigen Niederschlag des Aufstands auf dem “Platz am Tor des Himmlischen Friedens” (sog. “Tian’anmen-Massaker”), am 5. Juni 1989, stellt sich ein chinesischer Mann auf Pekings Changan Blvd. allein vor eine Reihe heranrollender Panzer der chinesischen Volksarmee. Foto von Jeff Widener (Foto: AP Photo/Jeff Widener)

Es hatte sich einen Tag nach der gewaltsamen Niederschlagung eines Volksaufstands auf dem Platz ein einzelner Mann einer Panzerkolonne entgegengestellt. Die Bilder des Vorfalls erlangten internationale Bekanntheit, gingen in die Geschichte ein und bezeichneten eine der bekanntesten Bildikonen.

„Der chinesische und der ägyptische Tank Man sind nicht die einzigen Beispiele, man findet vergleichbare Motive in zahlreichen Kontexten des Protests. Ein frühes ikonisches Bild einer solchen Protestaktion stammt aus dem Prager Frühling 1968: Ein Mann stellte sich mit entblößter Brust einem Panzer entgegen, der seine Kanone auf den Mann richtete. Bekannt ist auch der palästinensische Junge Faris Odeh, der am 29. Oktober 2000 einem israelischen Panzer im Gaza-Streifen einen Stein entgegenschleuderte und später erschossen wurde” (Schankweiler 2019, S. 25 f.).

Am 01. Dezember 2018 ereignete sich ein weiteres Beispiel: Die Protestbewegung der „Gelbwesten“ Frankreichs traf während ihrer Straßendemonstrationen in Paris auf die Polizei, mit welcher sich Auseinandersetzungen ergaben. Die Proteste wurden umfangreich mit Bildzeugnissen und Handyvideos dokumentiert. „In einem fast sechsstündigen Video findet sich eine Szene, bei der sich eine Frau vor einem Wasserwerfer der Polizei in Position brachte – diesmal also eine „Tank-Woman“  (Schankweiler 2019, S. 22).

Schankweiler spricht hier von der „David-gegen-Goliath-Bildformel, in der sich eine einzelne heldenhafte Person einer Übermacht entgegenstellt und beschreibt diese als gängiges Repertoire der Protestkulturen. Durch Bildformeln bilden sich charakteristische Bildkulturen heraus und animieren zum Nachstellen inspirierender Handlungen ganz im Sinne des Protestes.

Robert 4/4

Entgegen der Bedeutsamkeit des Phänomens der Bildikonen beschreibt Schankweiler ihre Beobachtungen des Vergehens des Phänomens als solches. Im Zuge des digitalen Austausches in sozialen Medien entstehen immer häufiger sog. Bilderschwärme, welche durch ihre inhärente Dynamik des Teilens und Sich-aufeinander-Beziehens und der daraus resultierenden schnelleren Verbreitung zunehmend Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sich scheinbar als eigenständige Kulturausprägung von Protestbewegungen bewähren. Bilderschwärme lösen die Bedeutsamkeit klassischer Bildikonen nach Schankweiler somit zunehmend ab: „Nicht mehr Einzelbilder, nicht mehr Bilderserien, Bildernetzwerke sind das Paradigma digitaler Bildkulturen” (Schankweiler 2019, S. 60). Doch wird die Herausbildung einzelner Ikonen durch die bloße Vielzahl der Bildzeugnisse einzelner Ereignisse wirklich überschattet? Ist nicht die Bedeutsamkeit des Ereignisses maßgeblicher für seine Ikonisierung?

„Man kann beobachten, dass die Logik digitaler Protestkulturen die Art und Weise transformiert, wie heute protestiert wird. Die sogenannte Gelbwestenbewegung in Frankreich, die sich seit Oktober 2018 gegen eine Vielzahl von gefühlten Missständen und sozialen Ungleichheiten in der französischen Gesellschaft richtet, organisierte sich hauptsächlich über die Sozialen Medien.

Irritiert wurde von Seiten der französischen Regierung oder von Journalist*innen vor allem zu Beginn immer wieder geäußert, man wisse nicht, mit wem man überhaupt sprechen und verhandeln solle, weil es keine offiziellen Vertreter*innen oder gar Anführer*innen der Protestbewegung gebe. Die einfache Erklärung lautet: Die Bewegung funktionierte schwarmmäßig” (Schankweiler 2019, S. 62 f.).

Schankweiler 2019, S. 52)

Die Charakteristik des Schwarms zeigt sich in Protestbewegungen immer deutlicher, betrachtet man die Komplexität und Vielfalt der Bildzeugnisse, Memes, Videos und ihren Bezug zueinander. Die Bedeutung der Protestbewegung lässt sich in ihrem Umfang nur noch erfahren, wenn man den gesamten digitalen Schwarm der jeweiligen Protestbewegung in den Blick nimmt. „Innerhalb der Bilderschwärme mögen sich noch Muster herausbilden (Formeln, generische Ikonen), Anführer gibt es keine mehr – mit weitreichenden Folgen für Fragen der Ikonisierung und der Kanonisierung. Denn wenn singuläre Ikonen als Anführer unter den Bildern gelten können, dann kommen solche Ikonen im Schwarm der Bildproteste nicht mehr vor. […]  Die Affektzeugenschaft der Bilder, die rasante Ausbildung von Genres und generischen Bildern und die memefication der Bildkultur – diese Paradigmen weisen alle in die gleiche Richtung: hin zu vielfach und horizontal miteinander verbundenen Bildern, die nur noch im Verhältnis zueinander wahrnehmbar und organisierbar sind“ (Schankweiler 2019, S. 63 f.).

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Bild
ikonen

“Bilder haben zu allen Zeiten in Kulturen des Protests eine hervorgehobene Bedeutung und eine gewisse Sprengkraft gehabt. Einige Bilder ragten heraus – jede Bewegung hat ihre Bildikone(n).”

Schankweiler 2019, S. 59

Abschlussbemerkung

Bildproteste erscheinen in verschiedenen gesellschaftlichen Epochen durch verschiedene, teilweise mannigfaltige Praktiken. Eine Erscheinungsform ist die Bildikone. In ihr manifestieren sich meist historische, politische Ereignisse in solch einer spezifischen Form, dass die Bilder einen Ikonenstatus für sich erlangen und in ihrer letztlichen Bedeutung nicht einmal mehr in Verbindung mit dem eigentlichen historische Ereignis an sich stehen müssen. Der “Tankman” und “Ché´”, zwei viel verwendete ikonisierte Bilder mit politischen Dimensionen, haben durch ihre Verbreitung eigene kulturelle Bedeutungen entwickelt, die nicht mehr zwingend auf die Umstände ihrer Fotografien verweisen müssen.

Es wurde außerdem gezeigt, dass sich gerade durch Sozialen Medien eine völlig neue Form der Bildproteste institutionalisiert, die die Ikonen und ihre tiefe Symbolik zu verdrängen droht. Ganze Bilderschwärme ringen in Sozialen Medien gegenseitig um Aufmerksamkeit. Millionen Aufrufe, Solidaritätsbekundungen und Zeugnisse politischer Aktionen strömen durch die Sozialen Netzwerke. Diese Protestbilder sind dabei nicht nur visuell, ihre elementare Eigenschaft ist die Verknüpfung durch hashtags und mentions, die Möglichkeit sie zu teilen, zu liken und zu kommentieren. Um sich selbst in diese Form des politischen Aktivismus einzubringen, benötigt es lediglich ein Smartphone mit einer Kamera. Da fast jeder Mensch in der westlichen Welt solch ein Endgerät besitzt, kann jede*r sofort und von überall nicht nur konsumieren, sondern auch direkt produzieren.

Im Abschnitt Slacktivism wurde diskutiert, inwieweit es sich bei der Mitwirkung an solchen Bilderschwärmen um tatsächlichen politischen Aktivismus handelt. Es wurde das Argument begründet, dass politischer Aktivismus im Netz nicht, wie befürchtet, im Slacktivism endet, sondern klassische Protestformen als neue und eigenständige Form der Kommunikation ergänzt.

Im Abschnitt Protestkultur wurde dieses Zusammenspiel zwischen digitalen und analogen Protestformen genauer betrachtet. Es wurde deutlich, dass sich durch die Digitalisierung und die Institutionalisierung von Sozialen Medien die klassische Form des analogen Protestes erweitert. Durch allgegenwärtige Vernetztheit und den Zugriff auf Handykameras bei analogen Protestaktionen entstand das Phänomen einer digitalen Zeugenschaft. Protestierende finden Ihre eigenen realweltlichen Erlebnisse im Netz wieder, können dort über sie diskutieren und sie verbreiten. Auf den Sozialen Medien kann auch über gesellschaftliche Misslagen aufgeklärt werden, was dazu führen kann, dass weitere Menschen für Protestaktionen mobilisiert werden.

Unser Projekt ist ein Versuch, die komplexe Thematik des visuellen und vor allem medialen Protestes zu beleuchten und zu verorten. Wir haben deutlich gemacht, dass die Protestkultur einer bestimmten Zeit immer mit ihren sozialen Praktiken und technologischen Möglichkeiten verbunden ist. Obwohl Soziale Medien kritisch zu betrachten sind, glauben wir, dass sie im allgemeinen die politische Mündigkeit ihrer Userinnen und User erweitern und damit die Gesellschaft zu einer insgesamt politisch stärker aufgeklärten machen. Nicht besprochen wurde hier, welche Gefahren durch eine Politisierung in Sozialen Medien entstehen kann. Das Phänomen der “Filter Bubble” (Pariser 2012), welches dabei hilft zu beschreiben, wie Menschen Gefahr laufen, sich in Sozialen Medien bis zur Demokratiefeindlichkeit zu radikalisieren, wurde hier nicht diskutiert. Auch die Reproduktion von sozialen Ungleichheiten im Netz, die als “first-level, second-level” und sogar “zero-level digital divide” (Verständig, Klein, Iske 2016) beschrieben werden, konnten in diesem Rahmen nicht bearbeitet werden. Unser Projekt steht im Kontext einer politischen und digital geprägten Welt. Es soll sich einreihen in die mannigfaltige und breit gefächerte wissenschaftliche Arbeit zu diesen Phänomenen.

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