Select Page

Das digitale Zeitalter ist davon geprägt, dass sich Menschen auf digitalen Plattformen vernetzen und über diese miteinander kommunizieren. Auf digitalen Kommunikationsplattformen wie den Sozialen Netzwerken (z.B. Facebook oder Instagram) können sich Personen über Personenprofile selbst darstellen und Inhalte direkt oder indirekt an andere Personen übermitteln. Die Lebensrealität der Nutzerinnen und Nutzer dieser Dienste ist also geprägt durch einen sozialen und informationellen Austausch über und mithilfe von digitalen Kommunikationskanälen. Das bedeutet auch, dass die lebensweltlich relevanten Themen und daraus resultierende Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer auf diesen Plattformen repräsentiert sind. Sind Nutzer*innen beispielsweise politisch aktiv, indem sie sich an einer öffentlichen Bewegung beteiligen, lässt sich dies in vielen Fällen auch über ihre digitalen Personenprofile nachverfolgen (vgl. Iske 2016). Aber nicht nur das: Es finden sich auch spezifische Formen des (vermeintlichen) politischen Engagements, die sich ausschließlich und innerhalb der Logiken der Sozialen Netzwerke abspielen. Diese Formen des Online-Aktivismus zeigen sich beispielsweise im Teilen von Beiträgen, die sich klar zu politischen Themen positionieren, oder auch durch die Positionierung der User*innen innerhalb eines Diskurs in Form von spezifischer Selbstinszenierung.

Die politische Dimension solcher Handlungen ist in der Wissenschaft nicht unumstritten. Im Jahre 2009 erscheint der Begriff Slacktivism (Morozov 2009), um diese digitalen Phänomene zu beschreiben. Das Kofferwort setzt sich zusammen aus den Begriffen slacker (Faulenzer) und activism (Aktivismus) und wird von Morozov definiert als: “political activities that have no impact on real-life political outcomes, but only serve to increase the feel-good factor of the participants” (Morozov 2009). Dieser stark negativ konnotierte Begriff soll also ein Phänomen beschreiben, bei dem Menschen das Gefühl haben, sich politisch zu beteiligen, indem sie bestimmte Online-Aktivitäten vollziehen, sich dabei aber weder Mühe machen müssen, noch irgend einen echten politischen Effekt erzielen. Als neuartige Form von politischem Aktivismus erscheint eine Online-Partizipation in Form von Slacktivism als problematisch, da man einer Illusion der Beteiligung aufläuft. Befürchtungen am Anfang des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts formulierten sich in folgenden zwei Punkten: 

  1. Online-Aktivismus sei weniger effektiv als Offline-Aktivismus.
  2. Online-Aktivismus ersetzte Offline-Aktivismus (Christensen 2011).