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Übersetzung einer Online- in eine Offline-Bewegung am Beispiel “Kony 2012”

Im Jahre 2012 verbreitete sich ein Video mit dem Titel “Kony 2012” auf den zu der Zeit relevanten Social Media Plattformen (siehe dazu bspw. Wimmer 2012). Das Video erhielt innerhalb kurzer Zeit Millionen von Klicks und erhielt auch außerhalb der Sozialen Medien Aufmerksamkeit.

In dem emotional aufgeladenen, halbstündigen Video wird ein ugandischer Warlord namens Kony vorgestellt, der unter anderem Kinder verschleppt und sie zu Soldaten macht. Das Video stellt eine Forderung an die US-Regierung, ein Interventionskommando nach Zentralafrika zu entsenden und Kony aufzuhalten.

Neben starker Emotionalisierung und (vermeintlicher) Aufklärung enthält das Video vor allem konkrete Anleitungen zum Organisieren von Communities, die die Öffentlichkeit davon überzeugen sollen, den Warlord zu stoppen. Gegen finanzielles Investment erhält man ein Armband mit einem individuellen Code für eine Website und ein Protest-Kit in Form einer Box, gefüllt mit Stickern und Plakaten. Dieses Protest-Kit soll dann, so wie im Video erklärt, einen Monat später, am 20.04.2012, bei der Aktion “Cover The Night” zum Einsatz kommen. Hier sollen sich alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter weltweit in ihren Orten zusammenfinden und die jeweiligen Innenstädte über Nacht mit Plakaten und Stickern aus dem Protest-Kit bekleben.

Das Video wurde millionenfach geteilt und angesehen und erreichte über traditionelle Medien sogar Zielgruppen, die nicht im Internet vernetzt sind. Trotzdem erschien fast niemand zu dem Event, für welches das Video hauptsächlich wirbt. “The Guardian” berichtete zu der Zeit, dass fast nirgendwo auf der Welt Plakate und Sticker über Kony 2012 aufgetaucht seien. In Los Angeles seien an einem Treffpunkt gerade einmal drei Personen aufgetaucht.