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Formen der politischen Online-Partizipation

Eine positivere Perspektive auf den Bedeutungshorizont von Online-Aktivismus bietet Baringhorst. Sie begreift “Protestkulturen als komplexe Medienkulturen” (Baringhorst 2014, S. 96) und sieht eine Vermischung von Online- und Offline-Aktivismus als treibende Kraft einer politischen Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Dem Internet und den dadurch zu Verfügung stehenden Netzwerk- und Kommunikationstechnologien komme eine Rolle in einem komplexen Gebilde politischer Beteiligung zu, sie seien aber nicht der alleinige Austragungsort (vgl. ebd., S.94). In einer Partizipationspyramide unterscheidet die Autorin (siehe Abbildung) politische Handlungen im Netz. Auf der untersten Stufe findet sich der bereits angesprochene, simple Slacktivism. In der Pyramide gibt es allerdings weitaus engagiertere und wirkungsvollere Formen der politischen Beteiligung im Netz. Die höchste Stufe, das “kreative Produsage”, ist von UserInnen und Usern geprägt, die “eigene Protestinitiativen schaffen, auf Weblogs oder in anderen alternativen Medien über protest- bzw. zivilgesellschaftlich relevante neue Phänomene schreiben, auf sozial-ökologischen Geschäftsideen basierende technologische Start-Ups gründen oder Video-Spiele mit protestrelevanten Inhalten entwickeln.” (ebd., S.106).

Abb.: Partizipationspyramide nach Baringhorst

Das Internet bietet nach Baringhorst also durchaus vielfältigen Handlungsspielraum bezüglich politischer Partizipation. Entscheidend sei hierbei allerdings nicht, dass alle Menschen Produsage betreiben sollten. Die Wirkmächtigkeit von virtuellen Kollektiven bestünde darin, dass jeder Mensch mit wenig Aufwand zu einer/m Prosumenten werden könne (vgl. ebd.). Dank der technischen Infrastruktur Sozialer Netzwerke entstehe durch kollektives “Prosumieren” mit wenig Aufwand eine Massenbewegung, die schnell in der Öffentlichkeit Beachtung finden könne.