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Ausgangsbedingung ist dabei nicht der umstrittene Slacktivism, sondern das aktive Organisieren, Koordinieren und Aufrufen zur (Online-) Beteiligung.

Marchial (Marchial 2013) formuliert politische Beteiligung im Netz als “micro-activism” und bejaht damit eine potenzielle Wirkung von politisch motivierten Klicks auf Sozialen Medien. Mikro-Aktivismus sei allerdings nicht die deckungsgleiche digitale Variante analoger Mobilisierungspraktiken, sondern besitze eine eigene Logik, die sich vor allem durch performative Kommunikationsakte zur Erzeugung einer politischen Onlineidentiät auszeichne und den Logiken Sozialer Netzwerken folge (ebd.). Dennoch sei bei diesen Akten ein deutliches Moment politischer Partizipation erkennbar, indem zu relevanten Themen Stellung bezogen wird. Der Autor plädiert, dass der von Morozov eingeführte Begriff des Slacktivism den instrumentellen Aspekt von Realpolitik zu schwer gewichtet, um Online-Aktivismus als solchen erkennen zu können. Lege man den Fokus auf “politics as a mean making process” (ebd.), ließen sich breit gefächerte Formen von Mikro-Aktivismus mit klarem politischen Gehalt identifizieren.

Das Phänomen des politischen Online-Aktivismus steht also mitten in einem wissenschaftlichen Diskurs. Die Befürchtung, Slacktivism ersetze klassische Formen des Offline-Aktivismus konnte sich in der wissenschaftlichen Diskussion nicht behaupten. Es wird viel eher dafür argumentiert, den politischen Gehalt von Online-Partizipationen zu erkennen und zu verstehen. Online-Aktivismus kann (wie auch in der analogen Welt) verschiedene Grade der Intensität und des Engagements aufweisen und zwischen passiver und aktiver Teilnahme wechseln. Die angeführten Autor*innen argumentieren dafür, das politische Potenzial von Sozialen Medien zu erkennen und zu analysieren. Aufgrund der technischen Logik Sozialer Netzwerke können Produsage und Mikro-Aktivismus digitale Bewegungen erzeugen, die durchaus in der Lage sind, Einfluss auf die politische Öffentlichkeit zu nehmen. Es bleibt allerdings zunächst unbeantwortet, in welchem Verhältnis Online- und Offline-Aktivismus stehen, ob und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und welche Komplikationen dabei auftreten können. Das folgende Beispiel soll als Diskussionsgrundlage dieses Spannungsverhältnisses dienen.