Select Page

Ein Twitter-Beitrag, auf den sich der Guardian bezieht, schreibt: “Kony is so last month.” Danach sei die Bewegung – vermutlich aus Scham – auf den Sozialen Plattformen ins Schweigen geraten und hätte sich nicht wieder aus der Versenkung erheben können.

Die Produktion des Videos “Kony 2012” kann als aufwendiges und politisch kraftvolles Produsage innerhalb von Sozialen Netzwerken bezeichnet werden. Es ist proaktiv, indem es um Verbreitung bittet, Anleitung zur Bildung einer politischen Gemeinschaft gibt und zu konkreten Formen des Protestes aufruft. Auf der Partizipationspyramide von Online-Beteiligung steht es ganz oben und ermöglicht Handlungspotenziale auf dem breiten Spektrum zwischen sharing als Form von Click- oder Slacktivism bin hin zur finanziellen Unterstützung und Teilnahme an Offline-Aktionen. Aber “Kony 2012” folgt den Logiken der Sozialen Medien und ist auch dafür konzipiert. Das Video ging viral und wurde von vielen Menschen gesehen, geteilt sowie diskutiert und erreichte damit das vorgesehene Ziel, große Aufmerksamkeit (und wahrscheinlich auch finanzielle Unterstützung) zu generieren.

Aufgrund der Schnelllebigkeit, Gleichzeitigkeit und Fülle an Informationen, die tagtäglich durch die Sozialen Medien wandern, konnte das Video allerdings nicht einen Monat lang aktuell bleiben, um dann mit voller Kraft “auf die Straße” übertragen zu werden. Zum Zeitpunkt von “Cover The Night” war das Video bereits ein Trend aus der Vergangenheit.

Da das Video dafür konzipiert war, in Sozialen Netzwerken verbreitet zu werden, besaß es keine Langfristigkeit. Auch ließ sich die Logik dieses viralen Videos nicht einfach so, wie von den Produzent*innen des Videos angedacht, in die analoge Welt übertragen. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass etwas, das für Soziale Medien geschaffen wurde und sich über die Logik von Sozialen Medien konstruiert, wenig Überschneidungen mit analogen Prozessen hat und in der physischen Welt nicht den gleichen Effekt erzielen kann. In der analogen Welt kann nicht auf Knopfdruck geteilt, problemlos und asynchron mit anderen Userinnen und Usern diskutiert werden.